Utopie oder Zukunft?

Die 4-Tage-Woche unter der Lupe

Als Henry Ford seinerzeit vorschlug, die Arbeitswoche von 6auf 5 Tage die Woche zu reduzieren, erntete er von seinenZeitgenossen nur schallendes Gelächter. Man versuchtenoch nicht einmal, seinen Ansatz nachzuvollziehen. Heutebestimmt die 5-Tage-Woche unseren Alltag und erscheintuns wie selbstverständlich. Doch auch damit könnte baldSchluss sein: Die Stimmen, die die Arbeitswoche um einenweiteren Tag reduzieren wollen, werden immer lauter unddie Argumente dafür immer ausgefeilter. Höchste Zeit, dasKonzept der 4-Tage Woche genauer zu analysieren!

Das Offensichtliche zuerst: Die 4-Tage-Woche ist sehr gesund für das Individuum. Wir können die drei freien Tage der Woche zur Rekreation und Ausübung unserer Hobbys nutzen. Uns bleibt mehr Zeit, uns unserer Familie und Freunden zu widmen sowie mit uns ins Reine zu kommen. Nur ein Arbeitstag weniger würde uns immensen psychischen Druck nehmen und das allgemeine Wohlbefinden massiv steigern. Kritiker dieses Konzepts sehen in dieser Idee allerdings nichts als Traumtänzerei und Wunschdenken.

Effizienz oder Effektivität?

Wieso sollte man auf 20 Prozent Produktivität und Lohn verzichten? Bedient man damit nicht einfach nur die Konkurrenz? Die Menge der Gegenargumente ist eben so lang wie die Liste der Vorzüge. Erst vor kurzen argumentierte der Management-Experte Adam Grant ganz klar für die Implementierung der 4-Tage Woche. Böse Zungen merkten allerdings an, dass er und seine Kollegen immer noch 7 Tage die Woche arbeiten, um dortzu sein, wo sie nun mal sind. Um Licht ins Dunkel zu bringen, müssen wir also beide Seiten der Medaille betrachten.

Warum sollte man auf einen weiterenArbeitstag verzichten?

Viele die ehrgeizig im Berufsleben sind, schlagen alleine bei der Vorstellung auf 20 Prozent Ihrer Arbeitszeit zu verzichten, die Hände über dem Kopf zusammen und fürchten desaströse Konsequenzen für sich und ihren Arbeitgeber. Warum sollte man meinen, denselben Lohn für weniger Zeit zu erhalten? Die Antwort ist so kontraintuitiv wie verblüffend: Weil der Verzicht auf den fünften Arbeitstag die Produktivität an den vier verbleibenden erhöht! Wenn dies der Fall ist, macht es als Arbeitgeber Sinn, den Angestellten auch weiterhin denselben Lohn zu bezahlen.

Kann die 4-Tage Woche dieProduktivität erhöhen?

Als das Neuseeländische Unternehmen Perpetual Guardian das Experiment wagte und das Konzept der 4-Tage Woche umsetzte, hat man nicht damit gerechnet, dass die Produktivität auf einmal um 20% steigen würde. Dieses bahnbrechende Ergebnis machte international die Runde und wurde kontrovers diskutiert. Erste Kritiker merkten an, dass die Produktivität allerdings einen Anstieg von 25% benötigen würde, um wirklich von einem Profit auszugehen. Dies entspricht zwar der Wahrheit, aber man vergisst dabei, dass man dasselbe Ergebnis einer 5-Tage Woche erreicht hat. Weniger Stress- dasselbe Resultat.

Das Wunder von Japan

Auch der japanische Zweig von Microsoft ließ sich von den Neuseeländern inspirieren undsetzte das Konzept der 4-Tage Woche im Jahre 2019 um. Das Ergebnis stellte das von Perpetual Guardian in den Schatten und sorgte nicht nur in der Chefetage für verwunderteBlicke: Die Produktivität erhöhte sich um sage und schreibe 40%. Dieser Fakt löste im ganzen Land eine Diskussion über eine Umstellung der Arbeitszeiten und das Konzept derkonventionellen Arbeitswoche aus. Mitarbeiter berichteten über eine erhöhte Zufriedenheit und nahmen sich im Schnitt viel weniger frei. Das ganze Unternehmen konnte sich überdies noch über eingesparte Energiekosten und eine verbesserte Arbeitskultur erfreuen.

Ist weniger mehr?

an kann an dieser Stelle anmerken, dass eine 4-Tage Woche nicht für jedes Unternehmen und jede Art von Arbeit funktioniert. Wenn Kunden am Freitag Ihren Service erwarten, kann sich ein Mitarbeiter der nicht zur Verfügung steht, zu einem echten Problem entwickeln: Vor allem wenn man bedenkt, dass man Ihn für diese Zeit trotzdem bezahlen muss. Andere sehen in der 4-Tage Woche ein Zeichen für schlechtes Management: Wenn ein Unternehmen so viel Ineffizienz vorzuweisen hat, muss es ja an schlampiger Ausführung und nicht zu viel Arbeitszeit liegen.

Kreativität und Flexibilität

Bei all den unterschiedlichen Standpunkten nehmen Individuen im kreativen und künstlerischen Bereich eine besondere Position ein. Es ist innerhalb der 4-Tage-Woche möglich, die beste Kombination aus Freizeit und fester Anstellung zu genießen sowie Hobby, Beruf und Freizeit zu einem wunderbaren Ganzen zu vereinen. Man kann seine Rekreation zu einem lohnenden Geschäft machen. Man arbeitet beispielsweise 4 Tage als Angestellter und 2 als Freelancer. Den Gestaltungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.

Zusammengefasst

Die Universität von Auckland stellte bei Ihrer Studie der 4-Tage-Woche fest, dass der Stress bei Mitarbeitern um Schnitt von 45% auf 38% sank sowie der Vereinbarkeitswert fürBeruf und Familie von 54% auf 78% stieg. Obwohl das finanzielle Ergebnis oft dasselbe bleibt, hat man es mit einem Tag weniger Arbeit erreicht und seine Angestellten weniger beansprucht. Bemerkenswert ist allerdings auch der Effekt, den die 4-Tage Woche auf denKundenservice hat: Man konnte eine deutliche Verbesserung des Engagements sowie eine erhöhte Konzentriertheit messen, was kombiniert mit dem gesteigerten Wohlbefinden eine effizientere Unternehmenskultur schafft. Nicht schlecht für eine so kleine Maßnahme.

Lohnt sich die 4-Tage-Wochefür jeden?

Leider ist die Implementierung nicht in jeder Branche möglich. Der Einzelhandel ist für sein Funktionieren auf die Präsenz von Mitarbeitern angewiesen. Das Personal in Pflegeberufen kann seine Arbeitszeit ebenfalls nicht reduzieren, ohne dass das Allgemeinwohl darunter leidet, Letztendlich ist das Konzept der 4-Tage-Woche ein Ergebnis von Automation und Digitalisierung und bleibt ein Weg, den nicht alle Unternehmen gehen können. Wer sich für dieses Konzept begeistert, sollte Wert auf eine effiziente Kommunikation mit seinen Mitarbeitern legen und die Produktivität genau messen.